Wer rettet den Deutschen Nachhaltigkeitspreis?
Wer jetzt dringend miteinander reden sollte: Stefan Schulze-Hausmann mit Prinz William
Seit ein paar Jahren ist mir der Deutsche Nachhaltigkeitspreis, ehrlich gesagt, zur Last geworden. Ähnlich wie beim OMR-Festival gibt es medial kaum ein Entkommen. Zudem gibt es beim Deutschen Nachhaltigkeitspreis seit vergangenem Jahr eine solche Flut an Preisträgern, dass man eher fragen müsste: Wer hat den Preis eigentlich nicht gewonnen?
Kein Wunder, dass der Spiegel pünktlich zum diesjährigen Event die provokante Frage stellte: „Wie seriös ist der Deutsche Nachhaltigkeitspreis?“ Das Urteil: Der Preis scheint vor allem seinem Initiator, Moderator Stefan Schulze-Hausmann, zu nutzen.
Wie unseriös der Preis tatsächlich ist, kann ich nicht wirklich beurteilen. Dass Coca-Cola seit Jahren einer der Sponsoren ist, nährt jedoch eher Zweifel, als dass es sie zerstreut. Richtig Fahrt auf Social Media bekam die Kritik am Nachhaltigkeitspreis durch Weleda. Genau gesagt durch Weleda-CEO Tina Müller. Mit etwa 250.000 Followern dürfte sie zu den einflussreichsten deutschen Wirtschafts-Persönlichkeiten gehören. Nach Erscheinen des Spiegel-Artikels schrieb sie auf LinkedIn: „Wir holen den Deutschen Nachhaltigkeitspreis nicht ab.“
Bämm. Das saß. Die Diskussion hatte hier ihren eruptiven Auftakt und wird in den nächsten Monaten wohl auch nicht mehr verschwinden.
Nachhaltigkeit ist längst kein Selbstläufer mehr. In einer Zeit, in der sie sich immer häufiger rechtfertigen muss, braucht es Vorbilder, die zeigen, dass Innovation und Nachhaltigkeit keine Widersprüche sind.
Erfindergeist und Mut sind notwendig, um den Planeten zu retten.
Keine Oscar-Gala, besser eine Bühne für Lösungsfinder
Und genau hier kommt Prinz William ins Spiel. Mit dem Earthshot Prize hat er 2020 eine Initiative geschaffen, die klare, ambitionierte Ziele verfolgt: fünf Preise, fünf Kategorien, eine Million Pfund je Gewinner. Transparenz und Skalierbarkeit sind dabei zentrale Kriterien – eine echte Benchmark für Auszeichnungen dieser Art.
Der künftige Deutsche Nachhaltigkeitspreis sollte sich daran orientieren. Wir brauchen keine Preisverleihung, die wie eine Oscar-Gala inszeniert wird. Wir brauchen Bühnen für Lösungsfinder, nicht für Glamour-Promis.
Die Wahrheit ist: Der Planet steht unter Stress. Wir haben die planetaren Grenzen überschritten, die Zeit läuft ab. Nachhaltigkeit ist anschlussfähig geworden, ja – aber unser Tempo ist zu langsam. Was wir brauchen, sind Transformationsbeschleuniger, mutige Unternehmer:innen und echte Nerds, die außergewöhnliche Lösungen entwickeln.
Und vor allem: Wir brauchen Kriterien, die transparent, glaubwürdig und wirklich nachhaltig sind. Der Preis darf keine Showbühne für Organisatoren und Sponsoren sein – sondern ein Motor für die Zukunft.